Ass.-Prof. Dr. Joanna Osiejewicz
Universität Warschau (Polen)
Datum: 17.02.2020, 18:00
Ort: Gruppenraum 101 | Sigmund Freud PrivatUniversität | Freudplatz 3, 1020 Wien
Das Recht unterscheidet sich von anderen Arten sozialer Normen durch formalisierte Gesetzgebungsverfahren innerhalb autorisierter Institutionen. Die Regel ist, dass das Gesetz veröffentlicht werden muss, um anwendbar zu sein. Rechtsempfänger lernen die an sie gerichteten Anweisungen durch indirekten Kontakt mit dem Gesetzgeber oder untergeordneten Institutionen kennen. Tatsächlich lesen sie selten die ursprünglichen, unveränderten Rechtsakte, die ihnen zur Verfügung gestellt werden. Sie wissen oft nicht, wo sie sie suchen sollen, und selbst wenn sie sie finden, verstehen sie ihren Inhalt oft nicht.
Die Wirksamkeit des Rechts hängt eng mit seiner Verständlichkeit zusammen. Der Rechtstext ist für den Empfänger nur verständlich, wenn er seinen Kommunikationsbedürfnissen dient. Die Rezeption von Rechtsnormen wird durch kommunikative und wahrnehmungsbezogene Schwierigkeiten beeinträchtigt, die für die bestimmten Empfänger spezifisch sind. Rechtstexte werden im Allgemeinen in einer Sprache formuliert, die für Laien nur schwer erkennbar ist. Dies ist besonders belastend für schwächere Parteien, zu denen u.a. Arbeitnehmer gehören.
In der Vorlesung wird versucht, folgende Fragen zu beantworten: 1) Wie kann ein für eine Gemeinschaft von Arbeitnehmern relevantes Rechtregime ausgesondert werden? 2) Wie können Gruppen von Arbeitnehmern ausgesondert werden, an die sich die betreffende Rechtsinformation richten soll? 3) Welche Denkweise soll bei der Organisation und Erläuterung von Rechtsinformationen befolgt werden, um das Recht konsequent und nachvollziehbar zu kommunizieren? Da der Sprachgebrauch ein untrennbarer Bestandteil jeder Rechtsordnung ist, erfordert die Rechtskommunikation einen gemischten methodischen Ansatz, der nicht nur Recht, sondern auch Linguistik umfasst.
Anmeldung bis 15.02.20: konrad.lachmayer@jus.sfu.ac.at
Biografie
Joanna Osiejewicz ist Assoziierte Professorin an der Universität Warschau sowie Direktorin des Forschungszentrums für Internationale Rechtskommunikation im Institut für Fach- und Interkulturkommunikation an der Fakultät für Angewandte Linguistik. Sie promovierte und habilitierte in Rechtswissenschaften sowie promovierte in angewandten Sprachwissenschaftenen.